Was ist ein Mensch

Was ist ein Mensch – der vor dir steht,
dir zuhört, dich anblickt.
Was ist ein Mensch – der vor dir steht,
so ahnungslos – und einknickt.

Was ist ein Mensch – der nicht versteht
die Armut und die Gewalt.
Was ist ein Mensch – der nicht versteht
die Wut – und die geballt.

Was ist ein Mensch – den du zerstörst,
so grundlos, abgrundtief.
Was ist ein Mensch – den du zerstörst,
wohl seelisch, so eiskalt.

Gehört nicht er – sowie auch du
genauso hier ins Leben?
Gehört nicht er – sowie auch du
ins Sonnenlicht des Lebens?

Was sind dir Worte – hasserfüllt,
was ist dir Machtgetue?
Was ist dir Angriff – Tätigkeit?
Lass Menschen doch in Ruhe.

Was wird vertan, wenn Frieden herrscht
bei dir mit andern Menschen?
Was wird vertan, wenn dich beherrscht
Wohlwollen jederzeit?

Du hast kein Recht – so hart zu sein
und andre zu verletzen.
Du hast kein Recht – so hart zu sein,
Seelen mit Narben zu benetzen.

Was ist mit dir,
dass du so bist?
Wer hat dir das gegeben?
Was ist mit dir,
dass du so bist –
wie kalt ist bloß dein Leben?

Ich möcht’ verstehen,
ich möcht’ begreifen,
ich möcht’ den Glauben nicht verlieren.
Ich möcht’ verstehen,
ich möcht’ begreifen –
doch kann ich nicht agieren.

Was du getan
ist unbegreiflich –
ich kann es nicht verstehen.
Was du getan
ist unbegreiflich –
kann Realität nicht sehen.

Es wirkt nur noch so unscheinbar,
so traumatisch – unreell.
Es wirkt so leer
und doch dramatisch –
ich frag mich: Wann wird es hell?

Verdunkelt ist ein Seelenleben
von dem, was du getan.
Ich frag mich: Wie kann man so leben
als Teufels liebst’ Kumpan?

Ich wünschte, es könnt’ mir jemand sagen,
was in dir steckt – so schwer.
Ich wünschte, es wäre nie geschehen,
nicht jetzt – und nimmermehr.

Lass doch die Menschen friedvoll leben,
solang es ihnen gewährt.
Der Zug des Lebens fährt von dannen –
er fährt … und fährt … und fährt.

©Melanie Jogsch