Psychospiel – zwischen Macht und Mitgefühl
© Melanie Jogsch
Sie kommen sanft, mit klugem Blick,
die Stirn gefaltet – therapeutisch, schick.
Sie meinen’s gut, sie fragen viel,
doch hinter Worten lauert Ziel.
„Wie fühlst du dich?“ – so harmlos klingt’s,
doch während du erzählst, verbringst
du still den Rest an Kraft in dir,
denn Hilfe – die gibt’s selten hier.
Sie nennen’s Sorge, nennen’s Pflicht,
doch eigentlich seh’n sie nur sich.
Ihr „Helfen“ ist ein leiser Test,
wer bricht zuerst, wer hält den Rest.
Sie wühlen tief in offnen Wunden,
nur um sich selbst kurz zu erkunden.
Ein Seelenblick, ein kalter Plan –
und du bleibst leer, sie geh’n voran.
Wie fürchterlich, solch Spiel zu seh’n,
zu hören, wie Gespräche geh’n,
wie Häute reißen, ohne Wahl,
bleibt nur zurück die stumme Qual.
Du nennst es Hilfe – doch es ist Gewalt,
ein kaltes Spiel, berechnend, alt.
Dann lacht man hell – und ohne Rest:
„War ja nur Spaß … war nur ein Test.“
Und meint danach, ganz ungehemmt,
dass man den andern längst schon kennt.
Sechs Monate – und voller Stolz,
zieht man Bilanz – wie ein Psychologe stolz.
Ich find’s erbärmlich – doch im Sinn,
steckt wohl ein Muster tief darin:
der Drang zu deuten, zu kontrollieren,
statt einfach mal Gefühl zu spüren.
Und weißt du, was mich leise bricht?
Dass Menschsein dort oft gar nicht spricht.
Ich trag den Schmerz, so wie er ist –
weil Wegseh’n keine Lösung ist.
Und später, heimlich, hinterm Blick,
spricht man darüber, Stück für Stück.
Nicht prahlend laut, doch wohlbedacht,
wie einer, der sich größer macht.
Er nennt’s Erkenntnis, nennt’s Versteh’n –
doch hat nie wirklich hingeseh’n.
Sie nennen’s Heilung, meinen Macht,
ein Spiel, das dich zerbrechlich macht.
Und während du dich neu verlierst,
steht einer da – und „analysiert“.
Doch manche sehn, wie einer spielt,
wie kalt er lenkt, wohin er zielt.
Sie haben längst sein Tun erkannt,
das klug verpackt in Worte stand.
Sie lächeln still, doch zieh’n sich fort,
bewahren Herz an eignem Ort.
Denn wer das Spiel durchschaute klar,
weiß, was einst nah – nur Täuschung war.