Kennst du den Weg?

(16. September 2009)

Was sind verlorene Tage,
die man nie hatte?

Was sind verlorene Stunden,
die nie gewesen?

Was sind verlorene Sekunden,
die nicht zur Rede stehen?


Was ist ein „hätte“,
ein „wenn“,
ein „aber“,
gar „vielleicht“?


Es sind nur Worte,
nicht angebracht
an des Herzens Orte.


Ein „Du“ und ein „Ich“,
kurz und knapp –
das gab es nicht.


Doch das war das Schicksal,
der Lauf uns’rer Zeit.

Wir lebten ein Leben
und waren bereit.


Jetzt bekomme ich Zeilen
von dir zugesandt –

ein Brief mit den Worten,
die ich wohl einst nicht verstand.


Tief aus dem Herzen
entstanden sie bei dir.

Und meinst du,
es war anders
mit den Worten von mir?


Ein Geständnis der Jahre,
jetzt, hier und zugleich.

Ich steh’ hier und wage
das Atmen nicht leicht.


Nicht: Wo warst du?
Wo wirst du wohl sein?

Das Jetzt ist genehm,
so wie es ist –
so mag ich’s verstehen.


Du in meinem Herzen,
in meinen Sinnen zugleich,
werd’ ich behüten,
ganz warm und ganz weich.


Der Ort meines Herzens,
die Kammer meiner Erinnerung.


Kennst du den Weg?

©Melanie Schmied / Jogsch