Die Welt verstummt
im Schatten der Vernunft
Ich sehe Länder – ausgebrannt,
verbrannte Erde, leeres Land.
Versprechen, Gier und kaltes Geld –
sie regiern die halbe Welt.
Ich höre Reden, hohl und leer,
die Wahrheit findet keiner mehr.
Man misst den Wert in kaltem Preis,
und nennt es Ordnung, nennt es Fleiß.
Ich sehe Kinder – ohne Halt,
seh Menschen sterben, jung und alt.
Seh Völker, die im Schatten steh’n,
weil viele blind durchs Leben geh’n.
Ich spüre Wut, sie brennt in mir,
seh Mächtige – und frag nach „Wir?“.
Wo bleibt das Herz, das Mitgefühl,
das Menschsein – unser Lebensziel?
Ich frage still – und doch so laut:
Wie viel noch, bis ein Mensch vertraut?
Wie viel noch Schmerz, wie viel noch Blut,
bis einer endlich Gutes tut?
Ich rufe euch – so spät, so still:
Erkennt, was Hass zerstören will.
Wir bauen Mauern, Jahr um Jahr,
und fragen nicht, wie’s früher war.
Doch irgendwo, ganz schwach, ganz leis,
glimmt Hoffnung noch – so zart, so heiß.
Ein Rest von Mut, ein Rest Gesicht,
der flüstert still: Vergesst mich nicht.
Denn Liebe ist kein schwaches Wort,
sie führt uns durch das Dunkel fort.
Wo Mensch noch Mensch sein will und kann –
da fängt der Frieden wieder an.
©Melanie Jogsch