Gezeiten der Gedanken

 

Überschwinglich zur Weihnachtszeit
halten viele ihre Masken bereit –

gar um sich Liebe vorzugaukeln,
um das Weihnachtsfest zu schaukeln.

Doch was ist am Tag danach?
Die Liebe liegt schon wieder brach.

Los geht das Gezeder,
jeder liebt nur seine eigene Feder –

die Feder, die ihn tragen wird,
egal, was sonst im Leben anderer passiert.

Doch liebe Leute, denkt mal so:
Wie leben die Menschen denn anderswo?

Haben sie etwas vom Weihnachtsfeste?
Nein – sie haben vom Leben nur Reste …

Sie lieben sich dennoch, abgöttisch, innig,
und sind im Leben erstaunlich sinnig.

Auch ohne Masken zur gegebenen Zeit
ist ihre Nächstenliebe niemals weit.

Weihnachtsgefühle im gesamten Jahr –
das wäre doch wahrlich wunderbar.

Es kommt keine Ebbe und auch keine Flut –
ohne Gezeiten geht es ihnen in ihrer Menschlichkeit gut.

Sie teilen den Reis an jedem verdammten Tag.
Ich wünsche mir, dass ihr versteht, was ich sag.

Es ist nicht so, dass ich unserer Gesellschaft die Freuden vergönne –
doch vergesst nicht: Das Leben spielt auch andere Töne.

Nicht mitfühlen nur zur Weihnachtszeit –
seid bitte 365 Tage dazu bereit!

©Melanie Jogsch